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SpraKiKon 2011 "Eltern-mit-arbeit" am 19.04.2011 im Landesbildungszentrum für Hörgeschädigte Hildesheim

SpraKiKon 2011 Bildrechte: LS

SpraKiKon 2011

3. Jahreskonferenz der Sprachheilkindergärten und Kindergärten für Hörgeschädigte mit den Sprachheilbeauftragten des Landes Niedersachsen

Die dritte SpraKiKon (Sprachheilkindergarten-Konferenz) fand am 19.04.2011 im Landesbildungszentrum für Hörgeschädigte (LBZH) Hildesheim statt. Diese Jahrestagung der niedersächsischen Sprachheilkindergärten und der Kindergärten für Hörgeschädigte mit den Sprachheilbeauftragten des Landes Niedersachsen dient seit ihrer Gründung im Jahre 2008 der Fortbildung und dem Austausch im Sinne einer Qualitätssicherung in der „teilstationären Sprachheilbehandlung“ als interdisziplinäre Komplexleistung im Land Niedersachsen. Über 100 Personen waren bei schönstem Frühlingswetter nach Hildesheim gekommen, um sich diesmal mit dem Thema „Eltern-mit-arbeit“ zu beschäftigen.

Das Team der „Fachberatung im landesärztlichen Dienst für Menschen mit Hör- und Sprachstörungen“ im Niedersächsischen Landesamt für Soziales, Jugend und Familie (LS) hatte diese Tagung mit dem LBZH Hildesheim intensiv vorbereitet, wobei – wie schon in den früheren Jahrestagungen – wieder auf die Kompetenz und Erfahrungen in den Einrichtungen zurückgegriffen wurde. Es zeigte sich auch im Jahre 2011 wieder, dass diese Erfahrungen aus der Praxis der teilstationären Sprachheilbehandlung so fundiert und vielfältig sind, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Einrichtungen und des Fachberatungsteams eine inhaltlich interessante und qualitativ anspruchsvolle Tagung durchführen können.

Gabriele Knolle (LBZH Hildesheim) begrüßte die Gäste und stellte einige wichtige Aspekte der Arbeit mit Hörgeschädigten in ihrem Hause dar – wobei sie die Bedeutung der frühen Erkennung und Intervention betonte. Werner Welp als Verantwortlicher der Fachgruppe „Sozialhilfe/Einrichungen“ im Landessozialamt stellte in seinem Grußwort heraus, dass die Interdisziplinarität und die gemeinsame Finanzierung (SGB V (Gesetzliche Krankenversicherung) und SGB XII (Sozialhilfe)) in der teilstationären Sprachheilbehandlung bereits seit vielen Jahrzehnten in Niedersachsen praktiziert wird und damit eine der ersten Komplexleistungen in Deutschland begründet worden war. Anhand aktueller Zahlen verwies er zudem auf die Erfolge bei der Integration von Kindern und Jugendlichen mit Hör- und Sprachstörungen, die deshalb gerade in der gegenwärtigen gesellschaftlichen Diskussion um „Inklusion“ als überzeugende Argumente genutzt werden sollten.

Anne Kuhn vom Fachberatungsteam (LS) führte dann in das Leitthema der Tagung ein und stellte historisch gewachsene Formen der Arbeit mit Eltern dar, die auch in der sprachtherapeutischen Tätigkeit berücksichtigt werden (z.B. Laien-, Ko-Therapeuten- und Kooperationsmodell). Die besondere Situation in der niedersächsischen „teilstationären Sprachheilbehandlung“ ermöglicht es erfreulicherweise mehreren Berufsgruppen, mit den Eltern gemeinsam zu arbeiten – ein entscheidender Vorteil gegenüber der Situation in der niedergelassenen Praxis.

Mit Beispielen aus der Praxis veranschaulichten Mitarbeiter/innen aus den Einrichtungen, welche Module der Elternarbeit positive Resonanz bzw. gute Ergebnisse erbracht hatten:

  • Kordula Neue (Sprachheilkindergarten Braunschweig) stellte exemplarisch die Bausteine „Elternhospitation“ und „Elternberatung“ aus dem seit Jahrzehnten gewachsenen Konzept „Ganzheitliche Elternarbeit“ vor.
  • Cornelia Strotmann (Sprachheilkindergarten Werscherberg) konnte von einer hohen Akzeptanz des Programms „komm uni aktiv“ bei Eltern und Mitarbeiterinnen berichten, das Spracherwerb, Sprachlehrstrategien und die Kommunikationsgestaltung in den Mittelpunkt stellt. Es wird mittlerweile in mehreren Einrichtungen eingesetzt.
  • Christel Wenzel und Christina Jüttner (Sprachheilkindergarten Burgwedel) informierten über ihre Planungen zu einem Projekt zur alltagsorientierten Steigerung mathematischer Grundkompetenzen:
    „Mein Kind und ich – wir gehen Hand in Hand, spielend durch das Zahlenland“.
  • Anselm Bajus (LS) stellte das in einigen Einrichtungen praktizierte Programm „Familienergo“ von Dr. Rupert Dernick vor, das sich um die Verbesserung schulrelevanter Kompetenzen in sieben Tätigkeitsbereichen aus dem Lebensalltag bemüht.
  • Margret Marten (Sprachheilkindergarten Langenhagen) war auf dem Podium aktiv „… im Gespräch mit Eltern …“: Kirsten Hanquist als Mutter eines Sohnes mit einer Spracherwerbsstörung schilderte ihre Sorgen und Gedanken auf dem Weg in die Einrichtung – dieses Gespräch hinterließ bleibende Eindrücke bei allen Gästen und führte im Verlauf des Tages immer wieder zu Rückfragen und Bezugnahmen.
  • Thomas Harms und Wolfram Schrader (Sprachheilkindergarten Aerzen) konnten mit vielen fotografischen Eindrücken das imposante Ergebnis einer projektorientierten Elternarbeit präsentieren:
    die „Umgestaltung des Außengeländes“.

Traditionell tauschten sich die Gäste dann in Arbeitsgruppen aus, diskutierten über die vielfältigen Anregungen des Vormittags und trugen dann die Ergebnisse im Plenum wieder zusammen. Dabei kam eine lange Reihe zusätzlicher Bausteine effektiver Elternarbeit zur Sprache, so dass sich viele Mitarbeiter/innen einen intensiveren Austausch hierzu wünschten, z.B. Möglichkeiten des Kennenlernens der Fahrdienste für Eltern und Kinder, Kontaktpflege von Kindern aus den Gruppen, Abfrage der Elternzufriedenheit mit Fragebögen, Wochenendtreffen, „Behördenmarathon für Eltern“, eigene Probleme der Eltern.

Abschließend kamen wieder Fragen und Probleme aus der täglichen Arbeit zur Sprache:

  • In diesem Jahr rückten die Überlegungen des Kultusministeriums (MK) in den Vordergrund, schulrechtliche Änderungen bei den Förderschulen vorzunehmen. Auch wenn noch keine klaren Aussagen des MK vorliegen, so bedauerten alle Gäste im Plenum die geplante Verminderung oder gar Abschaffung der Förderschulen im Bereich Sprache (Sprachheilklassen), da sich dies in einigen Fällen als notwendige und sinnvolle Anschlussmaßnahme nach dem Besuch des Sprachheilkindergartens erwiesen hat (gerade bei Kindern, die erst spät erfasst worden sind). Einstimmig unterstützten die Teilnehmenden Initiativen von Verbänden und Eltern, sich für einen Erhalt dieses Angebots einzusetzen.
  • Manfred Flöther (LS) verwies in diesem Zusammenhang auch auf die statistischen Auswertungen der Sprachheilkindergarten-Meldungen aus den vergangenen Jahren, nach denen ca. 50% der Kinder anschließend in Regelschulen oder –kindergärten entlassen werden. Weitere gut 30% finden einen erfolgreichen Weg in die Regelschule über die Zwischenstation der Sprachheilklassen.
  • Eine kleine Anfrage in niedersächsischen Landtag zur Arbeit der Sprachheilkindergärten wurde im Jahr 2010 seitens der Landesregierung deshalb auch entsprechend beantwortet.
  • Die schulrechtlichen Änderungen zum schulpflichtigen Alter werden im Rahmen der Sprechtagsberatungen berücksichtigt und haben auch schon zur Aufnahme knapp vierjähriger Kinder geführt.
  • Elternberatungen im Umfeld von Verlängerungssprechtagen in den Einrichtungen sollten i.d.R. durch diese gem. Regelleistungsbeschreibung erbracht werden. Bei besonderem Bedarf können die Eltern aber auch zu diesen Terminen eingeladen werden. Grundsätzlich sollten Eltern hierbei zeitlich und organisatorisch entlastet werden. Anne Kuhn (LS) verwies auf die Praxis, Eltern den Verlängerungsantrag der Einrichtung unterschreiben zu lassen.
  • Im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit können Einrichtungen ihre Konzeptionen und ihre Arbeit vorstellen. Empfehlungen für Maßnahmen sollten allerdings immer in Absprache mit der Sprachheilberatung erfolgen.
  • Irmgard Fricke (Sprachheilkindergarten Aerzen und Vorstandsmitglied in der Landesgruppe der Deutschen Gesellschaft für Sprachheilpädagogik dgs) verwies auf Planungen für 2012, am 23.06. einen landesweiten „Tag des Sprechens“ auszurichten. Um Mitwirkung wurde gebeten.
  • Das Sprachheilzentrum Wilhelmshaven wird im Jahre 2012 das 40-jährige Jubiläum feiern. Es wurde diskutiert, in Kombination mit dieser Veranstaltung entweder die nächste landesweite oder eine regionale SpraKiKon durchzuführen.
  • Folgende Themen wurden für die 4. SpraKiKon vorgeschlagen: Spontanspracharbeit, AVWS - Auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen, Mutismus.

Die Dokumentation zur SpraKiKon 2011 (Grußwort von Herrn LRD Werner Welp, Vortragspräsentationen und die Landtagsdrucksache zur kleinen Landtagsanfrage) können Sie hier herunterladen:

Dokumentation SpraKiKon 2011

Eingangsbereich zur Tagung mit bunten Fahnen  
Das LBZH Hildesheim empfängt die Gäste mit einem Fahnenweg.
Das nette Personal im Tagungsbüro: freundliche Gäste aus ganz Niedersachsen melden sich an.  
Das nette Personal im Tagungsbüro: freundliche Gäste aus ganz Niedersachsen melden sich an.
3. Im Foyer: beim Kaffee freut man sich auf die Tagung.  
Im Foyer: beim Kaffee freut man sich auf die Tagung.
Die Aula des LBZH füllt sich mit Gästen.  
Die Aula des LBZH füllt sich mit Gästen.
Gabriele Knolle (LBZH Hildesheim) begrüßt die Gäste der SpraKiKon 2011.  
Gabriele Knolle (LBZH Hildesheim) begrüßt die Gäste der SpraKiKon 2011.
Werner Welp (Niedersächsisches Landessozialamt - LS) setzt in seinem Grußwort erste Akzente – auch zum Thema „Inklusion“.  
Werner Welp (Niedersächsisches Landessozialamt - LS) setzt in seinem Grußwort erste Akzente – auch zum Thema „Inklusion“.
Anne Kuhn (LS) moderiert den Vormittag zum Thema: „Eltern-mit-arbeit“.  
Anne Kuhn (LS) moderiert den Vormittag zum Thema: „Eltern-mit-arbeit“.
Kordula Neue (Sprachheilkindergarten Braunschweig) beim Vortrag: „Ganzheitliche Elternarbeit“.  
Kordula Neue (Sprachheilkindergarten Braunschweig) beim Vortrag: „Ganzheitliche Elternarbeit“.
Cornelia Strotmann (Sprachheilkindergarten Werscherberg) stellt „komm uni aktiv“ vor.  
Cornelia Strotmann (Sprachheilkindergarten Werscherberg) stellt „komm uni aktiv“ vor.
Christel Wenzel und Christina Jüttner (Sprachheilkindergarten Burgwedel) wollen mathematische Grundkompetenzen fördern.  
Christel Wenzel und Christina Jüttner (Sprachheilkindergarten Burgwedel) wollen mathematische Grundkompetenzen fördern.
Anselm Bajus (LS) empfiehlt das Programm „Familienergo“.  
Anselm Bajus (LS) empfiehlt das Programm „Familienergo“.
Margret Marten (Sprachheilkindergarten Langenhagen) „… im Gespräch mit Eltern …“: Kirsten Hanquist als Mutter  
Margret Marten (Sprachheilkindergarten Langenhagen) „… im Gespräch mit Eltern …“: Kirsten Hanquist als Mutter bereicherte die Tagung der Fachleute ungemein.
Thomas Harms und Wolfram Schrader (Sprachheilkindergarten Aerzen) präsentieren eine projektorientierte Elternarbeit: die „Umgestaltung des Außengeländes“.  
Thomas Harms und Wolfram Schrader (Sprachheilkindergarten Aerzen) präsentieren eine projektorientierte Elternarbeit: die „Umgestaltung des Außengeländes“.
In der Gruppenarbeit (hier mit Jürgen Harke, LS) wurden die Vorträge weiter diskutiert und andere Erfahrungen ausgetauscht.  
In der Gruppenarbeit (hier mit Jürgen Harke, LS) wurden die Vorträge weiter diskutiert und andere Erfahrungen ausgetauscht.
Im Plenum erfolgte die anschließende Zusammenfassung.  
Im Plenum erfolgte die anschließende Zusammenfassung.
Hans-Jörg Wüst (LBZH Hildesheim) trägt die Ergebnisse seiner Arbeitsgruppe vor.  
Hans-Jörg Wüst (LBZH Hildesheim) trägt die Ergebnisse seiner Arbeitsgruppe vor.
Viele Nachfragen führen zu anregenden Diskussionen.  
Viele Nachfragen führen zu anregenden Diskussionen.
Erich Schlüter (LS) und Anselm Bajus (LS) moderieren die traditionelle Fragerunde.  
Erich Schlüter (LS) und Anselm Bajus (LS) moderieren die traditionelle Fragerunde.
Manfred Flöther (LS) verabschiedet die Gäste mit einem Ausblick auf die nächsten Veranstaltungen.  
Manfred Flöther (LS) verabschiedet die Gäste mit einem Ausblick auf die nächsten Veranstaltungen.
Hören & Sprechen (Zeichnung: Rybak) Bildrechte: © Rybak
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