Fachtagung "Bindung und Bindungsstörungen" (2018)
am 27.11.2018 in Oldenburg
Seit vielen Jahren treffen sich interessierte Personen aus unterschiedlichen Disziplinen zur traditionellen Jahrestagung in Oldenburg – so auch in diesem Jahr.
Veranstalter sind das Team Fachberatung „Hören, Sprache und Sehen" im Niedersächsischen Landesamt für Soziales, Jugend und Familie (Landessozialamt - LS), der Arbeitskreis Weser-Ems der kinder- und jugendärztlichen Dienste in den Gesundheitsämtern und das Institut für Sonder- und Rehabilitationspädagogik der Universität Oldenburg.
Der interdisziplinäre Austausch fand in diesem Jahr zu dem Thema „Bindung und Bindungsstörung“ statt. Die Teilnehmenden wurden von Prof. Dr. Ute Koglin (Universität Oldenburg) und Ellen Villarreal, Teamleiterin der Fachberatung (LS) begrüßt und auf das Thema der Veranstaltung eingestimmt, indem auf die besondere Bedeutung der Bindungsentwicklung zwischen Kind und Bezugsperson für das weitere Leben der Kinder hingewiesen wurde.
Das Programm der 11. Jahrestagung können Sie hier einsehen.
Im Eröffnungsvortrag stellte dann Herr Dr. Sönke Siefert, Chefarzt des Katholischen Kinderkrankenhauses Wilhelmstift Hamburg das von ihm mit ins Leben gerufene Projekt „See You“ (Familienorientierte Nachsorge Hamburg) vor. Aufgrund der in der kinderärztlichen Praxis zunehmenden Erfahrungen mit alarmierenden Fälle von Kindesmisshandlung und –vernachlässigung, einer steigenden Zahl unsicherer Eltern, oftmals unzureichender Integration, wachsender Kinderarmut, aber auch wachsendem Bewusstsein für Kinderschutz entstand die Idee des Angebotes einer nachgeburtlichen Begleitung von Eltern, die die kinderärztlichen Vorsorgeuntersuchungen ergänzen soll. Dieses erfolgt über sog. Babylotsen. Inzwischen konnte mit der Caritas ein Kooperationspartner gewonnen werden, so dass im Rahmen eines Modellprojektes dieses Angebot auch in drei niedersächsischen Landkreisen vorgehalten wird. Stellvertretend für diesen Träger stand am Nachmittag Frau Lukassen-Kenkel vom Sozialdienst katholischer Frauen für Fragen zur Arbeit der Babylotsen und die Podiumsdiskussion zur Verfügung.
Vortrag "Babylotse" (Dr. Siefert)
Anschließend stellte Frau Kerstin Gloger Wendland in ihrem Vortrag „Gipfelstürmer brauchen ein Basislager“ Chancen und Risiken der Bindungsentwicklung sehr lebendig und anschaulich dar. Aufgrund ihrer vielfältigen Erfahrungen in der Arbeit als Fachpädagogin für Psychotraumatologie und insbesondere der praktischen Tätigkeit als Beraterin für Pflegefamilien gelang es Frau Gloger Wendland schnell und sicher, die besondere Bedeutung einer guten Bindungsentwicklung in der frühen Kindheit herauszustellen. Es wurde zudem klar, dass dieses Thema jeden, der mit diesen Fragestellungen zu tun hat, auch emotional berührt.
Vortrag "Gipfelstürmer brauchen ein Basislager" (Fr. Wendland)
Nach der Mittagspause präsentierte die Kinder-und Jugendlichenpsychotherapeutin Christiane Vesterling von der Universität Oldenburg ein Forschungsprojekt zum Thema „Entstehungsfaktoren und aufrechterhaltende Bedingungen somatoformer Symptome im Kindesalter in Familie und Schule“ vor. In ihrem Vortrag beleuchtete sie unter Verweis auf die Geschichte der Bindungsforschung die Aspekte aus der praktischen Arbeit, die Frau Gloger Wendland in ihrem Vortrag herausgestellt hatte, noch einmal umfassend und untermauerte diese theoretisch.
Vortrag "Bindung" (Fr. Vesterling)
Frau Anke Boes vom Niedersächsischen Landesamt für Soziales, Jugend und Familie stellte im abschließenden Vortrag Möglichkeiten der Unterstützung im Rahmen der Umsetzung der Bundestiftung Frühe Hilfen in Niedersachsen vor. Die Bundesstiftung unterstützt Bundesländer sowie die Jugendämter der Landkreise, Städte und Gemeinden beim Ausbau von Netzwerken Frühe Hilfen. Die Fördermittel im Rahmen der Bundesstiftung Frühe Hilfen werden vom Bund bereitgestellt und über die Länder vergeben.
Weitere Informationen hierzu über die Internetseiten des Niedersächsischen Landesamtes:
BUNDESSTIFTUNG FRÜHE HILFEN
In der abschließenden Podiumsdiskussion, welche durch Frau Prof. Koglin souverän moderiert wurde, kam es zu einem intensiven Austausch aller Vortragenden mit dem Plenum. Das Organisationsteam mit Frau Dipl.-med. Astrid Gäde (Gesundheitsamt Wilhelmshaven / AK Weser-Ems), Frau Prof. Koglin (Uni OL), Herrn Manfred Flöther (LS) und Anselm Bajus (LS) konnte deshalb auch in diesem Jahr ein positives Resümee ziehen.
Abschließend wurde noch kurz über mögliche Themen für die Jahrestagung 2019 beraten.
Es zeichnet sich ab, dass es um das Thema „Hören“ gehen wird.
Seien Sie gespannt!
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