SpraKiKon 2013 "Auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen (AVWS)" am 13.11.2013 im Landessozialamt, Außenstelle Hannover
5. Jahreskonferenz der Sprachheilkindergärten und Kindergärten für Hörgeschädigte mit den Sprachheilbeauftragten des Landes Niedersachsen
Die fünfte SpraKiKon (Sprachheilkindergarten-Konferenz) fand am 13.11.2013 in der Landeshauptstadt Hannover statt.
Das Team „Fachberatung Hören und Sprache / Allgemeinpädagogischer Dienst des Landesarztes“ hatte in die Außenstelle des Landessozialamtes in Hannover eingeladen. Diese mittlerweile traditionelle Tagung der niedersächsischen Sprachheilkindergärten und der Kindergärten für Hörgeschädigte mit den Sprachheilbeauftragten des Landes Niedersachsen dient seit ihrer Gründung im Jahre 2008 der Fortbildung und dem Austausch im Sinne einer Qualitätssicherung in der „teilstationären Sprachheilbehandlung" als interdisziplinäre Komplexleistung im Land Niedersachsen. Über 100 Personen waren nach Hannover gekommen, um sich diesmal mit dem Schwerpunkt-Thema „Auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen (AVWS)", der Internet-Plattform „sprakiwiki“ und einigen aktuellen Fragen aus den Einrichtungen zu beschäftigen.
Manfred Flöther referierte in einem zusammenfassenden Beitrag den aktuellen Stand zu dem seit Ende der 1990er Jahre unter dem Begriff „Auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen (AVWS)" in der Fachwelt diskutierten Störungsspektrum zentraler Hörstörungen.
In der anschließenden Gruppenarbeit diskutierten die Gäste aus den Einrichtungen ihre Erfahrungen bzgl. der Diagnostik von AVWS in den niedersächsischen Regionen, aber auch der praktischen Arbeit mit betroffenen Kindern in den Gruppen:
Da es noch keinen Gold-Standard in der Diagnostik gibt, bleiben Auswertungen objektiver Verfahren (BERA, CERA etc.) bislang weitgehend der fachlichen Interpretation erfahrener Mediziner überlassen. Einige Sprachheilkindergärten, vor allem aber die Kindergärten für Hörgeschädigte in den Landesbildungszentren für Hörgeschädigte verwiesen auf eigene Testbatterien ihrer interdisziplinären Teams. Positiv wurden Überprüfungsberichte bewertet, die ein Störungsprofil abbildeten, so dass sich hieraus direkt Förderansätze ableiten lassen. Anspruchsvolle Diagnostik auf diesem Niveau findet sich aktuell allerdings nur sehr selten.
Die Einrichtungen in Meppen und Oldenburg (LBZH) haben auf gute Ergebnisse mit dem hörgerichteten Ansatz in der Arbeit mit AVWS-Kindern verwiesen. Herbert Konken vom Zentrum für Hör- und Sprachtherapie Meppen erklärte sich bereit, seine bereits im Jahre 2000 in Meppen (bei einer der ersten niedersächsischen AVWS-Tagungen) vorgestellte Checkliste als Download zur Verfügung zu stellen (sie finden sie hier ). Sie dient einer rechtzeitigen Erfassung von Kindergartenkindern anhand einer gezielten Beobachtung. Der Einsatz des Marburger Konzentrationstrainings hat in einigen Einrichtungen zu guten Effekten bei der Steigerung der allgemeinen Aufmerksamkeit bewirkt.
Kritisch wurden die differenzialdiagnostischen Abgrenzungen zu Intelligenzminderungen und Störungen der Aufmerksamkeit bewertet – dabei wurde allerdings auch wieder deutlich, dass die teilstationäre Sprachheilbehandlung eine spezielle Maßnahme für spezifische Störungen ist, nicht für symptomatische Störungen.
Anschließend stellte Frau Sandra Heuser (Landessozialamt) erneut die Internetplattform „sprakiwiki“ vor und veranschaulichte den Gästen, dass mit ein wenig Lust am Ausprobieren deren passive, vor allem aber aktive Nutzung nicht schwer ist. Die Folien ihres Vortrags finden sie hier .
Werner Welp als Fachgruppenverantwortlicher für die Sozialhilfe (Landessozialamt) plädierte für eine möglichst intensive Nutzung des sprakiwiki für den Austausch zwischen den Einrichtungen.
Abschließend stellten sich alle Gäste der obligatorischen Runde „Was ich immer schon mal fragen oder sagen wollte …“ Dabei kamen folgende Aspekte zur Sprache:
- Carsten Prante (Leiter Haus des Kindes, Bückeburg) berichtete als neu gewählter 2. Vorsitzender des Fachverbandes „Deutsche Gesellschaft für Sprachheilpädagogik (dgs)“ von der interessanten Herbsttagung der Landesgruppe Niedersachsen und warb ausdrücklich für eine aktive Mitgliedschaft der Sprachheileinrichtungen. Die Arbeit der niedersächsischen Sprachheileinrichtungen sei in der dgs mittlerweile gut repräsentiert.
- Die verstärkte Einbeziehung der Eltern bei Anträgen auf Verlängerungen teilstationärer Sprachheilbehandlungen wurde ausdrücklich begrüßt. Das vorgeschlagene Verfahren wird mittlerweile in allen Einrichtungen praktiziert. In diesem Zusammenhang wurde auch darauf hingewiesen, dass in den Berichten der Einrichtungen Aussagen zu (medizinischen) Fremdbefunden vermerkt werden sollten.
Im Resümee zeigten sich alle Gäste zufrieden und freuten sich über das Angebot von Frau Saskia de Kock vom Sprachheilkindergarten Spunk in Celle, die nächste SpraKiKon 2015 in Celle organisieren zu wollen.
Als mögliches Thema wurde vorgeschlagen: Interdisziplinäre Fallplanung.