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Sitzung des Niedersächsischer Landesjugendhilfeausschuss- Fachkräftemangel, Sprachförderung und präventiver Kinderschutz im Fokus

Es standen drängende Themen der Kinder- und Jugendhilfe auf der Tagesordnung, die vom Fachkräftemangel über die Weiterentwicklung der Kindertagesbetreuung bis hin zu neuen Ansätzen der Prävention und Demokratieförderung reichten.

Fachkräftemangel bleibt ein zentrales Problem

Der Bericht des Landesjugendamts (LJA) machte deutlich, dass der Fachkräftemangel in nahezu allen Arbeitsfeldern der Jugendhilfe spürbar bleibt. In Abstimmung mit dem Sozialministerium wurden daher verschiedene Maßnahmen eingeleitet, um die Handlungsfähigkeit der Kommunen und freien Träger zu sichern. Zugleich berichtete Tania Schmidt, stellvertretende Leitung des Landesjugendamtes, von einem Rückgang der Zahl unbegleiteter minderjähriger Ausländer:innen (umA); während im Jahr 2024 noch über 5.200 junge Menschen in Niedersachsen betreut wurden, liegt die Zahl aktuell bei rund 4.000 umA. Die Zahl der Einrichtungen mit Betriebserlaubnis nach §45 SGB VIII liegt hingegen derzeit bei 756 mit über 22.000 Plätzen. Der sogenannte „Überbelegungserlass“ wurde bis Mitte 2026 verlängert, um kurzfristige Engpässe in der Unterbringung weiterhin abzufedern.

Personalveränderungen im Landesjugendamt

Nach einer längeren Vakanz wird Angela Schmiel-Richter als Nachfolgerin von Silke Niepel zum 01.10.2025 die Leitung des Landesjugendamtes übernehmen.

Qualität in Kitas: Sprachförderung und Fachkräftequalifizierung im Blick

Im Bericht des Kultusministeriums skizzierte Dr. Monika Lütke-Entrup den Stand der Verhandlungen zum Dritten KiTa-Qualitätsgesetz (KiQuTG) und den geplanten Übergang zu einem dauerhaften Qualitätsentwicklungsgesetz (QEG). Ziel sei es, Qualitäts- und

Teilhabeverbesserungen in niedersächsischen Kitas langfristig zu sichern. In der regen Diskussion des NLJHA zeigte sich jedoch, dass Fachkräfte und Träger weiterhin auf klare Vorgaben zur Sprachstandserfassung und zu Qualifizierungsstandards warten. Mehrere Ausschussmitglieder betonten, dass die Sprachdiagnostik insbesondere für mehrsprachige Kinder dringend einheitlich gestaltet werden müsse. Zudem müsse die Kooperation zwischen Jugendhilfe, Bildungs- und Gesundheitssystem gestärkt werden. Die Teilnehmenden warnten davor, dass Reformen im Kita-Bereich nicht auf Kosten eines ohnehin belasteten Schulsystems gehen dürften.

Mitwirkung des NLJA auf der Große Arbeitstagung der AGJÄ

Über eine besondere Sitzung im Workshopformat berichtete Herr Prof. Dr. Lobermeier, Ausschussvorsitzender. Bei der AGJÄ Tagung in Braunschwieg, am 5.9.2025, nutzte der NLJHA die Gelegenheit sich als Gremium vorzustellen. Als Sondersitzung im Workshopformat deklariert fanden sich rund 30 interessierte Zuhörer:innen ein, die von Herr Prof. Dr. Lobermeier zunächst über die Organisation, die Gremienzusammensetzung, ihre Aufgaben und Handlungsoptionen des NLJHA informiert wurden, bevor nach einem kurzen Input zu dem Schwerpunktbericht „Politische Beteiligung und Partizipation junger Menschen in Niedersachsen“ ein aktiver Arbeitsprozess, unter Beteiligung der anwesenden rund 30 Zuhöher:innen, eingeleitet wurde.

Projekte stärken Praxisfeld

Die straffe Tagesordnung beinhalteten auch zwei Projektvorstellungen, die verdeutlichten wie praxisorientierte Forschung und Prävention ineinandergreifen können und Fachkräften für die Arbeit, durch praxisorientierte Handlungsmaterialien und durch die Stärkung der Handlungssicherheit von Fachkräften, im Kinderschutz der Schutz- und Präventionsauftrag arbeitsfeldübergreifend gestärkt werden kann.

Thomas Müller, Leiter der Koordinierungsstelle des Landesprogramms Demokratie und Menschenrechte, stellte das „Praxispaket Radikalisierungsprävention und Demokratieförderung“ vor. Es bündelt wissenschaftlich geprüfte Methoden und lokale Maßnahmen zur Präventionsarbeit, die derzeit in mehreren niedersächsischen Kommunen als Pilotkommunen erprobt werden.

Auch das vom Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik (ism) geleitete Projekt „Kultur- und migrationssensibler Kinderschutz – gleiches Recht für alle“ vorgestellt von Ursula Teupe, ism gGmbH, stieß auf große Resonanz. Das Projekt will Fachkräfte in der Arbeit mit Familien mit Zuwanderungsgeschichte gezielt unterstützen, Vorurteilen entgegenwirken und Handlungssicherheit im Kinderschutz stärken. Finanziert wird das Projekt durch EU-Mittel und Landesmittel der Länder Hessen und Niedersachsen. Weitere Informationen sind unter der Homepage www.kinderschutz-kultur-migration.de

Neben den Berichten und Projektvorstellungen fasste der Ausschuss mehrere Beschlüsse, die vorher in den Unterausschüssen erarbeitet wurden. Darunter wurde die Unterstützung des Positionspapiers „Qualität und Verlässlichkeit in der frühkindlichen Bildung- NKiTaG- Revision als Chance nutzen“ sowie die Stellungnahme zu den Erlassen „Die Arbeit in der Ganztagsschule“ und „Die Arbeit in der Ganztagsschule – Verträge mit außerschulischen Partnerinnen und Partnern“ ebenso wie die Stellungnahme zum Entwurf der Richtlinie über die Gewährung von Zuwendungen zur Förderung der politischen Jugendbildung und die Stellungnahme zum Entwurf der Richtlinie über die Gewährung von Zuwendungen zur Förderung von ambulanten sozialpädagogischen Angeboten einstimmig beschlossen.

Zudem wird der Beschlussvorschlag zur Erarbeitung des Schwerpunktbericht der Jugendhilfeplanung 2025/26 unter dem Titel „Beteiligung von jungen Menschen in stationären Hilfeformen“ beschlossen, um neue Impulse für Partizipation und Qualitätsentwicklung in der stationären Jugendhilfe zusetzen.


Die nächste Sitzung des Landesjugendhilfeausschusses findet am 24. November 2025 in den Räumen des Tagungshauses der Katholischen Akademie, in der Zeit von 10:00 Uhr bis 16 Uhr statt.

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