SpraKiKon 2009 "Mehrsprachige Kinder" am 14.10.2009 im Landesbildungszentrum für Hörgeschädigte Oldenburg
2. Jahreskonferenz der Sprachheilkindergärten und Kindergärten für Hörgeschädigte mit den Sprachheilbeauftragten des Landes Niedersachsen
Am 14. Oktober 2009 fand im Landesbildungszentrum für Hörgeschädigte (LBZH) Oldenburg die 2. Jahrestagung der Sprachheilkindergärten und der Kindergärten für Hörgeschädigte mit den Sprachheilbeauftragten des Landes Niedersachsen statt
(nach dem Auftakt im vergangenen Jahr im LBZH Hildesheim). Das Team der "Fachberatung im landesärztlichen Dienst für Menschen mit Hör- und Sprachstörungen" im Niedersächsischen Landesamt für Soziales, Jugend und Familie (LS) hatte diese Tagung mit dem LBZH Oldenburg intensiv vorbereitet und präsentierte ein inhaltlich brisantes Thema: "Mehrsprachige Kinder".
Gut 100 Personen aus ganz Niedersachsen waren der Einladung gefolgt und wurden von Herrn Detlef Heimermann (LBZH) in Oldenburg, der "Stadt des Hörens" begrüßt, in der das LBZH ein wichtiger Kooperationspartner im Hör-Netzwerk der Hochschulen, Kliniken und weiterer Fachinstitutionen ist. Seitens des Landessozialamtes betonte Herr Werner Welp in seinem Grußwort die Bedeutung der Jahrestagung für die Qualitätssicherung in der Arbeit mit erheblich sprachgestörten Kindern und lobte die Erfolge in der interdisziplinären Arbeit der Sprachheilkindergärten in Niedersachsen, zumal die betroffenen Kinder nach dem Besuch des Sprachheilkindergartens in bis zu 90 % der Fälle später erfolgreich Regelschulen besuchen. Er verwies auch auf die gute Kooperation der Sprachheileinrichtungen mit den LBZH und wünschte allen Einrichtungen aus Sicht des Landes eine Weiterentwicklung zu vernetzten Kompetenzzentren
(Redemanuskript im Download).
In einem ausführlichen Fachvortrag stellten Herr Erich Schlüter (LS),
Frau Semiha Denker und Frau Stephanie Wolff (Logopädinnen im Sprachheilkindergarten Oldenburg der Arbeiterwohlfahrt Weser-Ems) das Problemfeld der Erfassung und Behandlung von mehrsprachigen Kindern mit Sprachstörungen anschaulich und differenziert dar (Vorträge im Download). Sie formulierten die hohen Ansprüche an die Diagnostik zur Unterscheidung der Kinder mit einem Bedarf zur allgemeinen Sprachförderung von Kindern mit sprachpathologischen Auffälligkeiten und widerlegten damit auch Bedenken bei Kostenträgern, dass auch Kinder mit allgemeinem Sprach-Förderbedarf in Sprachheilkindergärten aufgenommen würden. Anhand von Videobeispielen betroffener Kinder wurde praxisnah nachvollziehbar, dass hier seitens der Diagnostik scharf hingehört (und hingesehen) wird, ob die Auffälligkeiten pathologischen Charakter haben oder nur als Fälle für die allgemeine Sprachförderung zu betrachten sind. Für manchen Aha-Effekt sorgte Frau Denker, die Unregelmäßigkeiten im deutschen Sprachgebrauch von Kindern mit türkischer Muttersprache aufgrund ihrer eigenen türkischen Sprachkompetenz für die anwesenden Fachleute linguistisch begründet erklären konnte. Die Fallbeispiele konnten allerdings auch einen Beweis dafür bringen, dass auch bei mehrsprachigen Kindern ein deutlicher Behandlungserfolg durch die interdisziplinäre Komplexleistung im Sprachheilkindergarten erbracht werden kann. Das hohe Niveau der niedersächsischen Sprachheilberatung und der teilstationären Einrichtungen spiegelte sich nicht nur in den Inhalten des Vortrages wider, sondern auch in der Teamarbeit der drei Vortragenden, die in der dialogischen Präsentation ihres Referates dokumentierten, dass sie Fachleute für Kommunikation sind.
In den anschließenden Arbeitsgruppen diskutierten die Leiterinnen und Leiter der Sprachheilkindergärten und Kindergärten für Hörgeschädigte sowie der anwesenden Fachkräfte für Sprachtherapie aus den Einrichtungen die Inhalte des Referates und verwiesen auf die eigenen Bemühungen, mehrsprachigen Kindern mit sprachpathologischen Symptomen gerecht zu werden. Deutlich wurde auch in den Arbeitsgruppen das hohe fachliche Niveau in diesen niedersächsischen Einrichtungen, die ihren medizinischen Behandlungsauftrag ernst nehmen – auch in klarer Abgrenzung zu den Angeboten allgemeiner Sprachförderung in pädagogischen Einrichtungen.
Abschließend diskutierten alle Teilnehmer Fragen und Probleme aus der täglichen Arbeit, zum Beispiel Ansprüche an die Diagnostik und Therapie, verfahrenstechnische Aspekte bei der Finanzierung oder Unterschiede in der Behandlungsdauer verschiedener Störungsbilder. Insgesamt wurde auch in diesem Jahr wieder eine große Zufriedenheit bei Gästen und Veranstaltern deutlich, so dass als Ort der nächsten Jahrestagung bereits Braunschweig ausgesucht worden ist – allerdings wird dies erst in den Osterferien 2010 der Fall sein.
Das Grußwort von Herrn LRD Werner Welp, die Vortragspräsentationen von
Herrn Erich Schlüter, Frau Stephanie Wolff und Frau Semiha Denker sowie eine Auswahl von Quellen- und Literaturhinweisen können hier herunter geladen werden.
Die Dokumentation zur SpraKiKon 2009 können Sie hier herunterladen:
Dokumentation SpraKiKon 2009
© Rybak