Schulungstagung am 28.06.2011 in Verden
Hör- und Sprachheilberatung in Niedersachsen
Schulungstagung des Landessozialamtes mit den niedersächsischen Gesundheitsämtern am 28.06.2011 in Verden
Am 28.06.2011 fand im Kreishaus Verden eine landesweite Tagung für diejenigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aller niedersächsischen Gesundheitsämter statt, die im Rahmen der Sprachheilfürsorge gemeinsam mit den Kinder- und Jugendärztinnen und -ärzten aus den Ämtern und den Fachberatern im landesärztlichen Dienst für Menschen mit Hör- und Sprachstörungen aus dem Niedersächsischen Landesamt für Soziales, Jugend und Familie (Landessozialamt - LS) Maßnahmen der Wiedereingliederungshilfe für Kinder mit Hörschädigungen und Sprachentwicklungsstörungen planen. Ziel dieser Tagung war ein Erfahrungsaustausch zur Harmonisierung, Sicherung und Steigerung der Standards der Arbeit in den kommunalen Gesundheitsämtern von ganz Niedersachsen. Über 60 Personen waren an diesem schönen warmen Sommertag nach Verden gekommen.
Die niedersächsische Hör- und Sprachheilberatung ist seit Jahrzehnten eine gemeinsam vom Niedersächsischen Landessozialamt mit den Gesundheitsämtern aller niedersächsischen Kommunen erbrachte Dienstleistung. Die regelmäßige Durchführung von Sprechtagen zur Hör- und Sprachheilberatung gewährleistet ein bürgerfreundliches, wohnortnahes und dennoch fachlich hoch kompetentes und deshalb auch bei ärztlichen und therapeutischen Praxen, Fachkliniken, Kindergärten und Schulen anerkanntes und geschätztes Angebot.
Ziel der Tagung sollte sein, sich über die individuellen Arbeitsweisen in den Gesundheitsämtern auszutauschen und die diesbezüglichen Arbeitsstandards bei der Planung von Maßnahmen der Wiedereingliederungshilfe für Kinder mit Hörschädigungen und Sprachentwicklungsstörungen zu sichern und zu steigern. Im Sinne eines „Benchmarkings" (Lernen vom anderen durch Vergleiche und Analyse) sollten Möglichkeiten geschaffen werden, Arbeitsprozesse in anderen Kommunen beispielhaft kennen zu lernen und die eigenen Strukturen damit in Beziehung zu setzen.
Das Team Fachberatung im landesärztlichen Dienst für Menschen mit Hör- und Sprachstörungen (LS) hatte diese Veranstaltung inhaltlich organisiert, die durch viele Beiträge aus den kommunalen Gesundheitsämtern einen breiten Überblick über Bausteine der Sprechtagsarbeit bot. Die organisatorische Feinabstimmung vor Ort fand unter Federführung von Frau Gabriele Kuptz (Sprachheilberatung im Fachdienst Gesundheit und Umweltmedizin des Landkreises Verden) statt und ermöglichte einen perfekten Tagungsablauf. Das Programm finden Sie hier.
Begrüßt wurden die Gäste von der Ersten Kreisrätin des Landkreises Verden, Regina Tryta, die auf die Bedeutung sprachlicher Kompetenzen für die soziale und kognitive Entwicklung des Menschen hinwies und die Veranstaltung als wichtigen Baustein im Sinne einer landesweiten Qualitätssicherung mit gemeinsamen Standards lobte. Werner Welp stellte als Fachgruppenverantwortlicher für den Bereich „Sozialhilfe/Einrichtungen" beim Niedersächsischen Landesamt für Soziales, Jugend und Familie die Sprachheilberatung als wichtige Gemeinschaftsleistung von Land und Kommunen dar und beleuchtete den Problemkreis der Hör- und Sprachstörungen auch unter statistischen, finanziellen und verwaltungstechnischen Aspekten. Dabei begrüßte auch er ausdrücklich die Schaffung einheitlicher Qualitätsstandards, wie sie in der niedersächsischen Sprachheilarbeit gewährleistet sind - bis hin zu den interdisziplinären Komplexleistungen der teilstationären Sprachheileinrichtungen. Dabei können sich die Erfolge dieser Maßnahmen im Sinne einer weitgehenden Teilhabe der betroffenen Kinder im Rahmen der aktuellen gesellschaftlichen Diskussion um „Inklusion" durchaus sehen lassen. Die Grußworte können hier heruntergeladen werden.
Nachdem Manfred Flöther (LS) eine Einführung zur Entstehung, Entwicklung und Gegenwart der Sprachheilberatung gegeben hatte, wurden unterschiedliche Module dieser Arbeit von engagierten Mitarbeiterinnen aus einigen Gesundheitsämtern vorgestellt:
- Doris Borkert (Gesundheitsamt des Landkreises Hameln-Pyrmont) schilderte, mit welchen Vordrucken und mit welchen Aktionen sie die notwendigen Vorinformationen für einen Sprechtag erhebt.
- Ilona Rolke (Gesundheitsamt des Landkreises Hildesheim) präsentierte die räumliche Gestaltung des Warte-, Untersuchungs- und Beratungsbereichs im Hildesheimer Gesundheitsamt anhand einer Vielzahl von anschaulichen Photos.
- Gabriele Kuptz (Fachdienst Gesundheit und Umweltmedizin des Landkreises Verden) stellte einen Berichtsbogen für Kindergärten vor, der einheitlich die wesentlichen Informationen für den Sprechtag abfragt. Der Bogen wird im gesamten Landkreis eingesetzt und stößt aufgrund seiner Praktikabilität auf eine hohe Akzeptanz bei den Kindergärten. Er basiert auf dem „Beobachtungsbogen zur Erfassung von Entwicklungsrückständen und Verhaltensauffälligkeiten bei Kindergartenkindern (BEK)" des bayrischen „Staatsinstituts für Frühpädagogik" (ifp). Dieser kann in seiner ursprünglichen Version im Internet abgerufen werden: http://www.ifp.bayern.de/imperia/md/content/stmas/ifp/beobachtungsbogen_bek.pdf (Einen Link zum ifp finden Sie auch in unserer Infothek.) Die für die Sprachheilberatung überarbeitete Version finden Sie hier. Der Urheber des BEK, Toni Mayr vom ifp, begrüßt ausdrücklich die Verwendung des Bogens in den Gesundheitsämtern - die niedersächsische Sprachheilberatung dankt dafür!
- In Vertretung für die Spracheilberatung im Gesundheitsamt des Landkreises Ammerland stellte Manfred Flöther (LS) die Möglichkeiten des dortigen Personals dar, Maßnahmen der Eingliederungshilfe auch durch Hausbesuche vorzubereiten bzw. die Eltern hierdurch zusätzlich zu unterstützen. Es zeigte sich, dass nur noch in einigen wenigen anderen Kommunen diese Möglichkeit der Hausbesuche ebenfalls besteht, während die meisten Anwesenden davon berichteten, diese personellen Ressourcen nicht zu haben.
- Anja Haupt (Gesundheitsamt der Stadt Emden) stellte ein besonderes Angebot vor: in Emden können Einrichtungen oder Eltern Materialien (Spiele, Bücher etc.) zur gezielten Förderung sprachlicher oder auditiver Kompetenzen ausleihen. Dieser Service wird mittlerweile gerne genutzt.
- Anne Kuhn (LS) stellte schließlich noch einmal einige wichtige und originelle Lösungen aus den einzelnen Ämtern vor, die als Anregung für andere dienen können.
In der anschließenden Gruppenarbeit tauschten sich die Teilnehmer/innen intensiv über die Inhalte der Vorträge aus und setzten diese Gespräche auch noch in den Pausen fort, in denen die Cafeteria des Landkreises die Gäste mit Getränken und Snacks verwöhnte. Die Zusammenfassung der Ergebnisse erfolgte nachmittags im Plenum, bevor abschließend in großer Runde allgemeine Fragen zur Sprechtagsarbeit erörtert wurden. Dabei zeigte sich, dass der Wunsch nach Beratungsterminen der Fachberatung in allen Kommunen durchaus ausgeprägt ist, aufgrund der begrenzten personellen Ressourcen allerdings Prioriäten zu setzen sind.
Insgesamt fand diese landesweite Auftaktveranstaltung für die niedersächsische Sprachheilberatung eine sehr positive Resonanz bei allen Teilnehmer/innen, die sich eine jährliche Fortsetzung wünschten. Die angenehme Arbeitsatmosphäre in Verden führte zu dem Wunsch, die nächste Schulungstagung auch 2012 wieder hier zu veranstalten.
Über die Veranstaltung wurde in der Presse und im Internet berichtet:
http://www.landkreis-verden.de/internet/page.php?site=14&id=901000225&rubrik=901000034
http://www.allerdings-online.de/nachrichten/verden/zusammenarbeit-bei-sprachstoerungen.html
http://www.rotenburger-rundschau.de/redaktion/redaktion/aktuell/data_anzeigen.php?dataid=86826
Presseartikel in den Verdener Nachrichten vom 02.07.2011
Presseartikel der Verdener Aller Zeitung vom 18.07.2011
Sie können folgende Informationen zu dieser Veranstaltung herunterladen:
Dokumentation der Vorträge (Handzettel der Power-Point-Präsentation)
Presseartikel in den Verdener Nachrichten vom 02.07.2011
Presseartikel der Verdener Aller Zeitung vom 18.07.2011
Der Kollege Jürgen Harke (Landessozialamt) hat Eindrücke der Veranstaltung als Team-Photograph mit vielen Photos festgehalten.