Aus dem Nds. Landesjugendhilfeausschuss
Die Siebte Sitzung des Nds. Landesjugendhilfeausschuss (NLJHA) in dieser Legislaturperiode startete mit einem Fachvortrag der Professorin Gunda Voigts von der Hochschule für angewandte Wissenschaft in Hamburg. Nachdem in den vergangenen Monaten der Fokus im Ausschuss verstärkt auf dem Fachkräftemangel in der stationären Jugendhilfe und den Kindertageseinrichtungen lag, lenkte Frau Voigts den Blick der Mitglieder auf die ebenso prekäre Situation in Einrichtungen der offenen Kinder- und Jugendarbeit. In einer bundesweiten Onlinebefragung wurde u.a. nach der Anzahl von Bewerbungen auf die letzte Stellenausschreibung innerhalb der letzten 12 Monate gefragt. In Niedersachsen lag diese Zahl in 73 % der befragten Einrichtungen zwischen eins und bis zu fünf. 10% der befragten Einrichtungen gaben an, gar keine Bewerbung erhalten zu haben. Diese Zahlen machen deutlich, dass Fachkräftemangel und Schwierigkeiten in der Gewinnung von päd. Fachkräften auch in Einrichtungen der offenen Kinder- und Jugendarbeit als zentrale Probleme wahrgenommen werden. Der Personalmangel hat wiederum Einfluss auf Angebote wie z.B. die Einschränkung von Öffnungszeiten. Von kommunaler Seite gab es ein eindeutiges Statement, dass Jugendarbeit zu den Pflichtaufgaben des SGBVIII gehört und kein „nice to have“ sei. In der nachfolgenden Diskussion bekräftigten die Vertreterinnen und Vertreter im Ausschuss, dass der allgemein vorhandene Mangel an pädagogischen Fachkräften nicht dazu führen dürfe, einzelne Bereiche gegeneinander auszuspielen – auch wenn anerkannt wird, dass der Druck in einzelnen Bereichen höher sei als in anderen. Die bisherigen Anstrengungen zur Verbesserung der Fachkräftesituation müssten in eine Gesamtstrategie für Niedersachsen münden, das Thema im politischen Raum stärker in den Fokus zu rücken. Im Anschluss berichtete die Verwaltung über die zentralen Themen in der Arbeit des Landesjugendamtes, zu denen nach wie vor die Unterbringung von unbegleiteten minderjährigen Ausländerinnen und Ausländern sowie der Fachkräftemangel gehören. Hier erhielten die Mitglieder ein Update über die bereits vorhandenen aber auch in Planung befindlichen Maßnahmen. Weitere Information folgten zur Anerkennung freier Träger gem. § 75 SGBVIII sowie zum neugegründeten Netzwerk Verfahrenslotsen, welches im Rahmen der Integrierten Berichterstattung Niedersachsen (IBN) implementiert wurde. Ziel ist es hier, die vielen Grundsatzfragen bzgl. der neuen gesetzlichen Aufgabe Verfahrenslotse gem. § 10b SGB VIII zu den Anforderungen und Umsetzungsmöglichkeiten gemeinsam zu erörtern und Handlungs- sowie Lösungsansätze zu erarbeiten. Die Inhalte und Ergebnisse der Netzwerktreffen sollen in Form eines digi-talen Qualitätshandbuches allen Jugendämtern zur Verfügung gestellt und stetig fortgeschrieben und aktualisiert werden. Das digitale Qualitätshandbuch befindet sich aktuell im Aufbau und ist auf der Homepage der IBN www.ib-niedersachsen.de einsehbar. In der Berichterstattung der Ministerien ging es vorrangig um die Evaluation der Ombudsstellen, aktuelle Vorhaben der Landesjugendhilfeplanung sowie die Vorstellung des Schwerpunktberichtes „Politische Beteiligung und Partizipation von jungen Menschen in Niedersachsen“ im Rahmen einer Fachtagung Ende April. Der Schwerpunktbericht ist auf der Homepage des Sozialministeriums verlinkt: https://www.ms.niedersachsen.de/download/206371 Mit Blick auf den Bereich Kindertagesbetreuung stand u.a. das Anhörungsverfahren zu den geplanten Änderungen im Nds. Kindertagesstättengesetz (NKiTaG) im Fokus, sowie die Ankündigung der Verbandsanhörung zur dazugehörigen Durchführungsverordnung (DVO). Das Gesetz und seine DVO sollen bereits zu Beginn des neuen Kindergartenjahres am 01.08. in Kraft treten. Ein inhaltlicher Schwerpunkt der Sitzung war die Information des Ausschusses über den aktuellen Stand der Kinderschutz-Strategie des Landes unter Federführung des Sozialministeriums. Diese beinhaltet ein Kinderschutzgesetz, in dem u.a. bereits vorhandene Förderungen in der Kinderschutzlandschaft künftig gesetzlichen verankert werden. Darüber hinaus enthält der aktuelle Gesetzesentwurf auch Regelungen im Kontext des verbindlichen Meldewesens im Rahmen der Früherkennungsuntersuchungen sowie zu Schutzkonzepten in Schulen. Die Kinderschutz-Strategie soll die interdisziplinäre Zusammenarbeit stärken und Präventionsstrategien des Landes stärker aufeinander abstimmen. Der Landesjugendhilfeausschuss befasste sich auch in dieser Sitzung wieder mit diversen Beschlussvorlagen. So wurden u.a. Mitglieder neu in die Unterausschüsse berufen oder andere Landesgremien entsandt sowie eine neue stellvertretende Vorsitzende gewählt. Andere Beschlüsse erfolgten zu einem Personalbemessungsverfahren in der Verwaltung und zur Etablierung und Förderung eines Beratungsangebots, welches interessierten Einzelpersonen und Trägern bei Interesse an der Arbeit im Arbeitsfeld Hilfen zur Erziehung individuelle Unterstützung und Beratung beim Einstieg in das Berufsfeld anbietet. Die straffe Tagesordnung endete mit der Vorstellung der „Projektwerkstatt Beteiligung" in Trägerschaft des Paritätischen Niedersachsen e.V.. Das von der Aktion Mensch geförderte anderthalbjährige Projekt möchte junge Menschen, die in Jugendhilfeeinrichtungen und Pflegefamilien aufwachsen, darin unterstützen ihre eigenen Teilhabe- und Beteiligungsmöglichkeiten an Entscheidungen von Politik und Verwaltung auf Landesebene zu verbessern. Die nächste Sitzung des Landesjugendhilfeausschusses findet am 12. September 2024 in den Räumen der Katholischen Akademie in der Zeit von 11:30 bis 17:30 Uhr statt. |