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Netzwerk stärken, Qualität sichern – Jugendarbeit im Zeichen gegenwärtiger Anforderungen

Multiple gesellschaftliche Herausforderungen und Krisen prägen den Alltag und die Lebenswelt junger Menschen als Zielgruppe von Angeboten und Einrichtungen der Jugendarbeit. Sowohl veränderte Rahmenbedingungen des Handelns – u.a. in Bezug auf Ressourcen und rechtliche Grundlagen – als auch Indienstnahmen des Feldes durch verschiedene andere Aufgabengebiete, Handlungsfelder und Strukturen sind aktuelle Einflussfaktoren auf die Jugendarbeit und ihre Akteurinnen und Akteure. Unter diesen Einflüssen bewegen sich also die Fachkräfte der Jugendarbeit auf den verschiedenen Ebenen derzeit durch ihren fachlichen Alltag. Um dies nach den Regeln der fachlichen Kunst und im Sinne einer den Ansprüchen der jungen Menschen entsprechenden Qualität tun zu können, braucht es daher ein starkes Netzwerk der leistungserbringenden Trägerstrukturen, fachliche (Weiter-)entwicklung von Qualitätsstandards und zielgerichtete Angebote zur Qualifizierung und Fortbildung.

Mit dem dreitägigen „Forum Jugendarbeit“ zu Jahresbeginn, dem neu etablierten kollegialen Fachkräfteaustausch, der landesweiten Arbeitstagung der Kreis- und Stadtjugendpflegen, themenbezogenen Fortbildungen sowie dem Start des aktuellen Durchgangs der Fortbildungsreihe „Neu in der Jugendarbeit“ hat das Landesjugendamt im bisherigen Jahresverlauf im Sinne des §85 SGB VIII einen Beitrag dazu geleistet, diesen Anforderungen beizukommen und Fachkräfte der Jugendarbeit niedersachsenweit fortzubilden, zu qualifizieren und zu vernetzen.

Das „Forum Jugendarbeit 2023“ fand als Online-Konferenz vom 09.-11.01.2023 unter dem Titel „Jugendarbeit macht das schon?! – Merkmale und Notwendigkeiten einer professionellen, modernen Jugendarbeit“ statt. An den drei Veranstaltungstagen tauschten sich in der Spitze über 250 niedersächsische Fachkräfte der Jugendarbeit digital zu den Hauptvorträgen von Gunda Voigts „Jugendarbeit macht das schon!? – Aktuelle Herausforderungen in der Kinder- und Jugendarbeit“, Aladin El-Mafaalani „Rassismuskritik als professionelle Kompetenz in der Jugendarbeit“, Michael Trödel „Ein Tag ohne Konflikte ist ein verlorener Tag. Konflikte als Bildungsanlass“ und Jennifer Hübner „Kommen, Bleiben Gehen – Impulse zu SelbstVerständlichkeiten und SelbstVerständnissen von Offenheit in der Kinder- und Jugendarbeit“ aus. Des Weiteren wurden bezugnehmend auf diese Vorträge sowie die oben geschilderten gegenwärtigen Anforderungen im Handlungsfeld diverse aktuelle Themen im Rahmen eines offenen Barcamps diskutiert, bearbeitet und platziert. Bei einem Barcamp wird das Themenspektrum gemeinschaftlich erarbeitet und alle Teilnehmenden können zu Referierenden werden und ihre Ideen, Fragen, Anregungen oder aber auch Vorträge einbringen. In einer sogenannten Opening-Session werden die Session-Vorschläge gesammelt, abgestimmt und in einem Ablaufplan organisiert. Ein weiteres Highlight der Veranstaltung war außerdem der Dialog mit der ehemaligen Nds. Sozial- und nun Innenministerin Daniela Behrens am 10.01.2023 zu aktuellen und zukünftigen Herausforderungen sowie notwendigen Weichenstellungen für eine zukunftssichere Jugendarbeit.

Als ein Ergebnis der Diskussionen im Rahmen des Forums Jugendarbeit hat das Landesjugendamt in Zusammenwirken mit der Landesarbeitsgemeinschaft Offene Kinder- und Jugendarbeit (LAG OKJA) einen digitalen kollegialen Fachaustausch etabliert. In regelmäßigen Abständen bietet dieses Format insbesondere Fachkräften, die in ihren jeweiligen Arbeitszusammenhängen kaum auf Teamstrukturen oder ein feldspezifisches Kollegium zurückgreifen können, einen Raum zum Austausch und zur Beratung über Herausforderungen und Fragestellungen des pädagogischen Alltags in Einrichtungen und Angeboten der Jugendarbeit. Erstmals fand das Angebot am 22.02.2023 statt, das Landesjugendamt lädt über die Verteilerstruktur im Handlungsfeld offen zu den regelmäßigen Videokonferenzen ein.

Ein weiteres kollegiales Netzwerk stellen die Kreis- und Stadtjugendpflegerinnen und -pfleger in den niedersächsischen Jugendämtern dar. Im Rahmen der jährlichen landesweiten Arbeitstagung der Kreis- und Stadtjugendpflegen wurden hier am 07.03.2023 neben der Vorstellung einiger Projekte und Fördermöglichkeiten u.a. die Themen „Gesamtverantwortung und Steuerung in der Jugendarbeit“, „Prävention und Schutzkonzepte in der Jugendarbeit“ und „Beteiligung – Funktion, Rolle und Grenzen der Jugendarbeit“ bewegt. Das landesweite Treffen soll in der zweiten Jahreshälfte um regionale Arbeitskreise – geöffnet auch für die kreisangehörige Städte-, Orts- und Gemeindeebene – ergänzt werden.

Mit der Veranstaltung „Schutzkonzepte in der Jugendarbeit“ am 27.04.2023 wurde dann einem spezifischen aktuellen Bedarf nach Orientierung, Ansatzpunkten und Handlungssicherheiten im Umgang mit den Aufgaben von Prävention und Kinderschutz im Handlungsfeld Jugendarbeit begegnet. Trotz und gerade aufgrund einer fehlenden generellen Verpflichtung zur Entwicklung von Schutzkonzepten stellt das Thema eine große Herausforderung im pluralen und vielschichtigen Feld an Maßnahmen, Angeboten und Trägerstrukturen in der Jugendarbeit dar. Die feldspezifischen Charakteristika machen einerseits eine sehr individuelle und ausdifferenzierte Auseinandersetzung und Prozessgestaltung erforderlich und benötigen andererseits eine gemeinschaftliche Entwicklung von Qualitätsstandards sowie übergeordneten Orientierungspunkten.

Im Mai 2023 startete außerdem ein neuer Durchgang der etablierten Fortbildungsreihe „Neu in der Jugendarbeit“, die sich an Fachkräfte richtet, die im Quereinstieg oder erst seit kurzem im Handlungsfeld tätig sind. In drei Modulen über einen Zeitraum von ca. einem Jahr bietet die Fortbildung die Vermittlung grundsätzlicher Rahmenbedingungen und Grundlagen des Handelns in der Jugendarbeit sowie ein kollegiales Netzwerk und Raum für Reflexion, Zielentwicklung und -überprüfung sowie fachliche Positionierung und die Weiterentwicklung einer berufsständischen Haltung. 14 Teilnehmende aus ganz Niedersachsen sowie von öffentlichen und freien Trägern absolvieren den aktuellen Durchgang der Fortbildungsreihe, die den Übergang aus Ausbildungssträngen sowie den Einstieg in den beruflichen Werdegang unterstützen und begleiten soll.

Insbesondere angesichts der genannten Anforderungen sowie der übergreifenden Herausforderungen im Hinblick auf Ausbildung und Einsatz von Fachkräften in Gesellschaft, Kinder- und Jugendhilfesystem und auch in der Jugendarbeit bleibt es auch weiterhin prioritäre Aufgabe der Strukturen auf Landesebene, Maßnahmen und Angebote wie die genannten zur Qualifizierung, Weiterentwicklung und Etablierung von Standards auszuarbeiten und zur Verfügung zu stellen. Das Landesjugendamt wird dies in Zusammenwirken mit den Trägerstrukturen auf Landesebene weiter aktiv mitgestalten und anschieben.

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