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Kinderschutz Podcast - Schule als Schutzort

  Bildrechte: Deutsche Kinderschutzstiftung "Hänsel und Gretel"

Für Tausende von Kindern ist die Schule der sichere Ort vor einem gewaltgeprägtem Zuhause, was Lehrer:innen zu wichtigen Akteur:innen im Kinderschutz macht. Doch wie können Lehrkräfte betroffene Kinder in ihrer Klasse erkennen und aus ihrer aktuellen Lebenslage befreien?

Gastgeberin Kathinka Beckmann des Kinderschutz Podcast „Deutsche Kinderschutzstiftung Hänsel und Gretel“ im Gespräch mit dem Geschäftsführer des Kinderschutzbundes Hamburg, Ralf Slüter.

Eine Studie des BMBF (Bundesministerium für Bildung und Forschung) belegt, dass jedes fünfte Kind Gewalt im häuslichen Kontext erlebt. Demnach gilt die Schule als Pausenort vor der Kindesmisshandlung. Doch nicht nur körperliche Gewalt ist in den Haushalten vertreten: auch sexueller Missbrauch, Vernachlässigung, darunter Verletzung der Aufsichtspflicht, eine schlechte Versorgung von beispielsweise Nahrung oder Medikamenten sowie psychische Gewalt findet dort seinen Platz. Auch Partnerschaftsgewalt, in der Kinder meist als Zeugen hervortreten, hat massive Auswirkungen auf das Stresserleben und somit auf das Kindeswohl, wodurch solche Ereignisse nur ganz schwer zu verarbeiten sind. Zudem wissen Kinder und Jugendliche häufig kaum über ihre Rechte Bescheid und sind mit der Situation maßlos überfordert, was zu einer Verheimlichung des Gewaltverbrechens führt, so Kinder- und Jugendpsychotherapeut Slüter. In der Schule hingegen seien Lehrer:innen meist aufmerksam, interessiert und würden mit offenen Augen und Ohren das Vertrauen der jungen Menschen gewinnen.

Das Agieren einer Lehrkraft nach der Vermutung einer Kindesmisshandlung falle den meisten jedoch nicht leicht, da sie keine richtige Qualifizierung im „aktiv werden“ besitzen. Zudem spiele die Angst vor Kontakt sowie des weiteren Vorgehens eine große Rolle. Nur mit Fortbildungen und Schulungen in Kooperation mit der Jugendhilfe könne man die Unsicherheit und Scheu der Lehrer:innen aufheben. Mit den Jahren habe Slüter gemerkt, dass die Nachfrage nach Handlungssicherheit in den Schulen kontinuierlich steigt: Seminarangebote sind ausgebucht, Informationen zu leistungsstarken Kinderschutzkonzepten werden gesammelt. Doch dieses Vorhaben streckt sich über einen langen Zeitraum, in dem sich das Wahrnehmen und Handeln bei Auffälligkeiten, die Sicherheit vor Übergriffen von Erwachsenen und Gleichaltrigen sowie das Beschwerde- und Beteiligungsrecht entwickelt. All dies muss erfolgen, um Kinderschutz in Einrichtungen zu gewährleisten und den Lehrenden ein gutes Gefühl und Sicherheit in ihrem Job zu vermitteln.

Mit der Frage, was sich in Zukunft ändern sollte, weist der studierte Psychologe auf das geringe Bewusstsein der Gesellschaft in Bezug auf die eigene Bedeutung, Kraft und den Einfluss auf hilfesuchende Kinder und Jugendliche hin. Speziell Erwachsene in sozialen Berufen bieten eine essenzielle Begleitung für Betroffene, um aus ihrem gewalttätigen Umfeld zu fliehen.

Jede:r solle die Relevanz des Kinderschutzes noch einmal überdenken und sich die Zuständigkeit und Verantwortung seiner eigenen Person gegenüber Heranwachsenden vor Augen führen.


Nur so kann Kinderschutz für die Kleinsten unserer Gesellschaft auch nachhaltig gewährleistet werden.


Autorin: Jane Hager (Schülerpraktikantin)

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