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Frühe Hilfen vor Ort - Kampagne „Sprich mit mir!“ startet im Landkreis Diepholz mit vielfältigen Aktionen

  Bildrechte: Renate Alf

Eine deutliche Zunahme von Auffälligkeiten im motorischen, sprachlichen und sozial-emotionalen Bereich attestieren mit Regelmäßigkeit die Schuleingangsuntersuchungen von Kindern im vorschulischen Alter. Besonders im Bereich der Feinmotorik gibt es Entwicklungsverzögerungen, aber auch Sprachstörungen werden in steigendem Maße diagnostiziert.

Die Gründe für die Zunahme mögen vielfältig sein. Ein Zusammenhang zwischen dem kindlichen Nutzungsverhalten elektronischer Medien und Sprachentwicklungsstörungen, Hyperaktivität, Konzentrationsstörungen, Übergewicht und Störungen im Sozialverhalten wurden u.a. auch in den Ergebnissen der „BLIKK-Studie“ verdeutlicht. Doch was geht in den Kindern vor, wenn Eltern den Blick mehr auf ihr Handy gerichtet haben als auf sie selbst? Wenn Fragen der Kinder unbeantwortet bleiben und dem ertönenden Handysignal mehr Beachtung geschenkt wird als dem gezeigten, selbstgemalten Bild?

Häufig ist es Eltern gar nicht bewusst, dass sie selbst Vorbild in der Art der Mediennutzung sind und aufgrund ihrer Handynutzung im Beisein des Kindes Einfluss auf deren Entwicklung nehmen. In besonderer Weise kann man die Wirkung eines starren Gesichtes auf das Kleinkind beobachten, wie Edward Tronick und Kollegen in den 70er Jahren in den USA mit dem „still face“-Experiment zeigten.

Innerhalb der regionalen Netzwerke Frühe Hilfen im Landkreis Diepholz waren die täglich erlebten Begebenheiten in Bezug auf die elterliche Handynutzung im Beisein der Kinder, aber auch die frühe Nutzung durch die Kinder selbst, ein immer wiederkehrendes Thema.

Bereits sehr junge Kinder sind fasziniert von der bunten Welt, die sich leicht mit einem einfachen Handwischen verändern lässt. Die Auswirkungen einer ständigen Stimulation haben nachgewiesener Maßen Auswirkungen auf die Hirnentwicklung und auf späteres Lern- und Konzentrationsverhalten.

Innerhalb der Netzwerke Frühe Hilfen entwickelte sich eine motivierte überregionale Arbeitsgruppe, die sich dieser Thematik widmete und aktiv und kreativ die Kampagne „Sprich mit mir!“ gestaltete. Personen mit unterschiedlichen beruflichen Hintergründen, wie zum Beispiel Kita-Leitungen, Fachberatung, Logopädie, Heilpädagogik, Vertreterinnen und Vertreter der Kommunen und dem Bildungswesen, Gleichstellungsbeauftragte, u.a. verfolgen das Ziel, Eltern auf humoristische Art und Weise zu einem bewussten Umgang mit Medien zu sensibilisieren.

Hierzu werden Zeichnungen der Weimarer Cartoonistin Renate Alf verwendet. In den Bildern werden unterschiedliche Alltagsszenen aufgefangen, die zeigen, wie es Kindern geht, wenn Eltern dem Handy mehr Aufmerksamkeit schenken, als ihnen.
Durch den Kauf der Bildrechte werden ausgewählte und zum Teil neu angefertigte Cartoons genutzt und auf diversen Medien vervielfältigt.

Ideen gab es viele. Bis zum Start der Kampagne im August dieses Jahres sollen folgende Ideen umgesetzt werden:

· Betreuungspersonen der Kinder in Krippe und Kindertagespflege verteilen mit Cartoons bedruckte Stofftaschen für Wechselkleidung und geben Eltern Hinweise zur Kampagne „Sprich mit mir!“

· An Spielplatzzäunen der Krippen und anderswo, werden Banner mit den Cartoons befestigt

· Farbige Postkarten werden verteilt und können als Hingucker oder Notizpapier genutzt werden

· Zum Anmalen werden Postkarten in schwarz/weiß in Wartebereichen ausgelegt

· Mehrsprachig gestaltete Plakate an öffentlichen Orten sorgen für eine weitere Verbreitung

· Ebenso für den Wartebereich werden Leporellos für die Hosentasche gedruckt

Es ist leicht für die Eltern ihre Kinder mit den fast jederzeit verfügbaren bunten, schnell wechselnden Bildern und Filmen auf dem Handy abzulenken und sich selbst etwas Ruhe zu verschaffen. Gerade, wenn man an Orten ist, an denen Eltern mit Kindern warten müssen, ist es ein bequemer Weg, die Zeit zu überbrücken.

Wir möchten mit ausgelegten Leporellos Alternativen bieten. Neben einfach umzusetzenden Spielideen, Reimen, etc. möchten wir einen QR-Code platzieren, mit dem man sich die Spielplätze in der Nähe anzeigen lassen kann. Dies ist gerade für Neubürger oder den Aufenthalt in fremder Umgebung hilfreich um Zeit mit Kindern in Aktion zu verbringen.

· Vorträge für Eltern und Fachpersonen durch Referierende, wie zum Beispiel Dr. Maren Risch Sprachkoordinatorin der Stadt Wolfsburg und bei „Blickwechsel“ aktiv und Dr. Eckhard Schiffer, Buchautor, Facharzt für Neurologie und Psychiatrie, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Chefarzt im Ruhestand

· Veranstaltungstermine und weitere Informationen zur Kampagne werden im Newsletter Netzwerk Frühe Hilfen des Landkreises, wie auch über andere Medien, bekannt gegeben.

Im Laufe des Jahres werden möglicherweise noch weitere Ideen umgesetzt:

· Evtl. lassen sich Angebote in Form eines Trailers mit Poetry-Slam-Einlagen oder

· Rollenspieleideen bei Elternabenden durchführen

In der Umsetzung der Kampagne wird deutlich, wie sich aus Beobachtungen in der täglichen Arbeit ein konkretes Projekt über den gesamten Landkreis entwickelt kann und wie durch die Zusammenarbeit der Netzwerkenden untereinander, verbunden mit viel Spaß bei der Ideenentwicklung und der anschließenden Durchführung in die Praxis, Eltern auf vielfältige Weise erreichen lassen.


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