Rückblick auf den Fachtag zum 17. Kinder- und Jugendbericht am 29.01.2025
Warum hat das Nds. Landesjugendamt es für wichtig erachtet, einen Fachtag zum 17. Kinder- und Jugendbericht für die Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe zu gestalten?
Gemäß § 84 SGB VIII ist die Bundesregierung dazu verpflichtet, dem Deutschen Bundestag und dem Bundesrat in jeder Legislaturperiode einen Bericht über die Lage junger Menschen und die Bestrebungen und Leistungen der Jugendhilfe vorzulegen.
Demzufolge begann am 15.06.2022 die Sachverständigenkommission für den 17. Kinder- und Jugendbericht mit ihrer Arbeit. Die Berichtskommission wurde durch Wissenschaftler*innen und erfahrene Persönlichkeiten aus der Fachpraxis zusammengestellt. Darüber hinaus wurde die Kommission durch eine eigene Geschäftsstelle beim Deutschen Jugendinstitut (DJI) inhaltlich und organisatorisch unterstützt. Im September 2024 wurde der 17. Kinder- und Jugendbericht veröffentlicht, in dem die aktuelle Lage der jungen Generation in Deutschland analysiert und Bestrebungen und Leistungen sowie die Gesamtsituation der Kinder- und Jugendhilfe dargelegt wurden.
Das Niedersächsische Landesjugendamt konnte in Zusammenarbeit mit dem AFET am 29. Januar 2025 einen Fachtag zur Vorstellung des 17. Kinder- und Jugendberichts realisieren, in dem wesentliche Inhalte vorgestellt wurden, um den vielfach angereisten Fachkräften Impulse zur zukünftigen Ausgestaltung der Kinder- und Jugendhilfe zu geben.
Zu Beginn konnte die Kommissionsvorsitzende Frau Prof. Dr. Karin Böllert (Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe - AGJ) gewonnen werden, die zunächst die „Big Points“ des Berichts vorstellte. Dieser betont die Bedeutung der Förderung von Demokratiebildung, Partizipation und politischen Bildungsangeboten für junge Menschen, um ihre gesellschaftliche Mitbestimmung zu stärken. Zudem hebt er die Notwendigkeit struktureller Verbesserungen in der Kinder- und Jugendhilfe hervor, insbesondere durch digitale Teilhabe, Fachkräfteentwicklung und den Abbau sozialer Ungleichheiten. Besonders hervorgehoben wurde, dass die Kommission das ambitionierte Ziel erreichte, erstmals über 5000 junge Menschen bei der Erstellung des Berichts zu beteiligen.
Nach Frau Böllerts umfassender Einführung in den Gesamtbericht führte Herr Prof. Dr. Benedikt Hopmann (Universität Siegen) in den Teilbereich der inklusiven Ausrichtung der Kinder- und Jugendhilfe ein. Hier wurde u.a. darauf eingegangen, dass junge Menschen mit Behinderungen wenig Beachtung in der Forschung erfahren und überdurchschnittlich von Armut, sozialer Ungleichheit und Gewalt betroffen sind. Ihre Freizeitgestaltung unterscheidet sich von Gleichaltrigen, mit weniger Sport und Nachtleben, aber mehr Engagement in künstlerischen und politischen Gruppen. Um ihre Teilhabe zu stärken, braucht es mehr Wahlmöglichkeiten, Autonomie und soziale Räume.
Anschließend wurden die Teilnehmenden durch die Künstlerin Antonia Josefa „wachgerüttelt“, die mit ihren Poetry-Slam-Texten zentrale Themen des Berichts aufgriff und aus einer kreativen Perspektive beleuchtete, die zum weiteren Nachdenken anregte.
Am Nachmittag vertieften verschiedene Workshops Fragestellungen rund um aktuelle Herausforderungen in der Kinder- und Jugendhilfe. In einem Fachgespräch mit Prof. Karin Böllert wurde der Kinder- und Jugendbericht diskutiert, während weitere Workshops sich mit den Auswirkungen multipler Krisen auf junge Menschen am Beispiel der Klimagerechtigkeit, der Digitalisierung als Querschnittsaufgabe sowie der Bedeutung von Fachkräften als Grundlage professionellen Handelns befassten.
Die rege Teilnahme und der fachliche Austausch machten deutlich, wie wichtig die im Bericht angesprochenen Themen für die Zukunft der Fachpraxis sind.
Mit einem abschließenden Poetry-Slam-Beitrag von Antonia Josefa über den aktuellen Druck auf die Demokratie endete der Fachtag um 15:45 Uhr.
Basierend auf den aktuellen Themen und Bedarfen junger Menschen in Deutschland bot die Veranstaltung insgesamt wertvolle Anregungen für die Weiterentwicklung der Kinder- und Jugendhilfe und unterstrich die Bedeutung einer zukunftsorientierten Planung, damit Kinder und Jugendliche jung sein können mit Zuversicht und Vertrauen.