Nr. 04/2020
ein Jahr das alle persönlichen und institutionellen Vorhaben und Pläne buchstäblich über den Haufen geworfen hat geht zu Ende. So viel Ungewissheit und Unsicherheit gab es selten. Organisationen und Institutionen arbeiten teilweise komplett im Homeoffice, Fachkräfte sind zum Teil verunsichert, Angebote wurden massenhaft abgesagt.
Wie haben Kinder- und Jugendliche diese Zeit erlebt? „Die Corona-Pandemie hat mir wertvolle Zeit genommen. Mir kommt es so vor, als wäre 2020 ein Jahr der Zeitverschwendung, eine Freistunde in der Schule, bei der nichts getan wird außer nur auf den Gong zu warten, sodass die Stunde „endlich“ zu Ende geht. Mein letztes Schuljahr kann ich nicht genießen, da viele Mitschüler*innen in Quarantäne müssen und nicht anwesend sind.“ Dieses Zitat stammt aus dem Bericht zum Jugendalltag 2020 und den Ergebnissen einer Online-Befragung des Forschungsverbundes der Universitäten Hildesheim und Frankfurt/M.
Im ebenfalls beiliegenden „Werkstattbericht zur Zusatzerhebung der Gefährdungseinschätzungen gemäß § 8a Abs. 1 SGB VIII anlässlich der SARS-CoV-2-Pandemie“ sind die Ergebnisse einer Sondererhebung zu § 8a SGB VIII der Arbeitsstelle für die Statistik der Kinder– und Jugendhilfe aus den Monaten Mai - Juli 2020 dokumentiert. Beide hochaktuellen Berichte liefern erste Hinweise zu den Auswirkungen der Corona-Krise auf die Kinder und Jugendlichen und ihre Familien. Sie finden sie in diesem Newsletter.
Vieles wirkt momentan mühsam, erschwert und ausgebremst. Und doch: Wenn ich mir diesen Newsletter anschaue, wenn ich die letzten Wochen zurückblicke zeigt sich auch ein anderes Bild. Ich sehe Teams, die den Spagat zwischen Online und Präsenz hervorragend organisiert haben und trotz der ganzen Beschränkungen ihre Teamkultur mit viel Kreativität retten.
Ich sehe die Selbstverständlichkeit, mit der wir auch mit großen Gruppen online kommunizieren. Ich sehe die Entlastung, die gerade auch für alle diejenigen entsteht, die lange Wege zur täglichen Arbeit oder zu einzelnen Veranstaltungen zurückzulegen haben.
Und ich sehe die Experimentierfreude in den unterschiedlichsten Formaten in Besprechungen und Veranstaltungen. Nicht zuletzt bemerke ich - nicht überall, aber immer wieder - auch die Gelassenheit, mit der gerade viele junge Menschen diese Zeit durchleben und neue Wege beschreiten.
Ich will damit sicherlich nicht vergessen, dass wir alle auch spüren, wie sehr die persönliche Begegnung fehlt. Die direkte Begegnung mit den Kindern, Jugendlichen und ihren Familien, der kollegiale Austausch in der Teeküche, die gemeinsame Mittagspause, das Wiedertreffen mit oder das Kennenlernen von Kolleginnen und Kollegen aus anderen Regionen oder Bundesländern anlässlich einer Besprechung oder Tagung. Dies alles ist unersetzbar.
Und natürlich ist da auch die Weihnachtsfeier, z. B. mit lieben Kolleginnen und Kollegen, die letztendlich eine wichtige zwischenmenschliche Bedeutung hat und online sicherlich nicht halb so stimmungsvoll ist.
Glücklicherweise zeichnet sich in diesen Tagen deutlich ab, dass das kommende Jahr im Hinblick auf die Corona-Pandemie eine Wende bringen wird.
Was nehmen wir mit aus diesem nun zu Ende gehenden Jahr?
Sicherlich haben wir alle vielfältige Erfahrungen gemacht, viel gelernt und neue Kompetenzen erworben. Vieles davon werden wir auch in Zukunft gut nutzen können.
Ich wünsche Ihnen und ihren Familien von Herzen ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Start ins neue Jahr! Und bitte bleiben Sie gesund!
Ich freue mich auf ein persönliches Wiedersehen in 2021 und verbleibe
Ihre
Silke Niepel
Leiterin des Landesjugendamtes Niedersachsen