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Unbegleitete Minderjährige in Niedersachsen - ein Fachtag mit engagierten Akteur*innen der Kinder- und Jugendhilfe

Am 23.05.2017 fand der Fachtag „Unbegleitete Minderjährige in Niedersachsen“ in der Akademie des Sportes in Hannover mit über 140 Teilnehmenden (hauptsächlich Hauptamtliche) aus der Praxis und der Fachwelt aus ganz Niedersachsen statt. Die Vorstellung des Berichtes stand im Mittelpunkt der Veranstaltung und wurde von Fachvorträgen, Podiumsdiskussionen und diversen Workshops flankiert, sodass sich insgesamt ein reichhaltiges und abwechslungsreiches Programm für die Teilnehmenden bot. Die Sozialministerin Cornelia Rundt eröffnete den Fachtag.

Zur Landesjugendhilfeplanung zählen neben der landesweiten Berichterstattung in Form von Basisberichten zusätzlich Berichte zu aktuellen Schwerpunktthemen, die ein Feld der Kinder- und Jugendhilfe detaillierter betrachten. Strukturelle Rahmenbedingungen, Leistungsangebote, Erfahrungen und Wirkungen der Kinder- und Jugendhilfe werden analysiert und resümiert. Der aktuelle Bericht „Unbegleitete Minderjährige in Niedersachsen" wurde im Mai 2017 veröffentlicht. Für den Bericht wurden Interviews mit Fachkräften der Kinder- und Jugendhilfe geführt. Eine Neuheit des Berichtes ist, dass auch die unbegleiteten Minderjährigen exemplarisch selbst befragt wurden und zu Wort kommen im Bericht.

Auf dem Fachtag traf Praxis auf Wissenschaft und umgekehrt. Unterschiedliche Organisationen und Ebenen, die sich in dem Themenfeld bewegen, tauschten sich miteinander aus. Es wurde zurückgeblickt und der Status Quo zur kritischen Reflektion gestellt. Netzwerke und Kontakte wurden geknüpft beziehungsweise gepflegt, Best-Practise-Beispiele untersucht, Ideen (weiter-)entwickelt und Zukunftsvisionen entworfen.

Der Fachvortrag von Herrn Prof. Dr. Wolfgang Schröer von der Universität Hildesheim startete mit der Erkenntnis, dass unbegleitete Geflüchtete kein neues Themenfeld für die Kinder-und Jugendhilfe sei und bereits 30 Jahre viele Erfahrungen in dem Arbeitsfeld gesammelt wurden. Es gibt gut aufgestellte Verbände und das Thema war irgendwie schon immer da. Nur das Neue ist, dass sich nun alle Jugendämter in Niedersachsen mit dem Themenfeld beschäftigen. Der starke mediale Diskurs ist in der Praxis spürbar. In diesem Kontext wird Jugend als gesellschaftlicher Integrationsmodus gelesen. Die Kernherausforderungen für die jungen geflüchteten Menschen betreffen sie in erster Linie als Kinder und Jugendliche. Individuelle Förderung und individuelle Settings bilden die Grundlage für die sozialpädagogische Arbeit. Prof. Dr. Wolfgang Schröer wirft die Frage auf: Warum werden die diversen jungen Menschen in einer Masterkategorie subsumiert? Warum suchen wir danach?

Im zweiten Teil des Vortrags arbeitete Prof. Dr. Wolfgang Schröer anschließend eine Kernaufgabe der Kinder- und Jugendhilfe heraus systematische Strukturen zu entwickeln, die den Qualitätsstandards der Kinder- und Jugendhilfe entsprechen, um jungen Menschen eine gleichberechtigte Jugend zu ermöglichen. Unter anderem ist die Frage nach Vertrauen ein zentraler Punkt im gesamten Kontext des Arbeitsfeldes. Die Strukturproblem und besonderen Herausforderungen der Kinder- und Jugendhilfe spitzen sich zu und werden in der Arbeit mit jungen geflüchteten Menschen sichtbar, wie zum Beispiel die Mehrsprachigkeit in der Hilfeplanung oder pädagogische Arbeit mit unsicheren Zukunftsperspektiven von Adressat*innen. Es ist die Aufgabe der Kinder- und Jugendhilfe die Entwicklung von Schutzkonzepten und Infrastrukturen voranzutreiben. Abschließend endete Prof. Dr. Wolfgang Schröer mit dem Appell an die verschiedenen Akteur*innen der Kinder-und Jugendhilfe, dass der Bericht eine Datenbasis liefert, die einen Ausgangspunkt zur bedarfsgerechten Weiterentwicklung der Kinder- und Jugendhilfe in Puncto diversitätssensibler Migrationsgesellschaft bieten könnte. Zudem ist es Zeit die Chance zu ergreifen und zu nutzen einen Wandel im positiven Sinne zu gestalten.

Unter nachstehendem Link ist der Bericht, alle informativen Materialien sowie Präsentationen der einzelnen Workshops als Download zu finden:

http://www.ms.niedersachsen.de/themen/kinder_jugendliche/landesjugendhilfeplanung/landesjugendhilfeplanung-101553.html



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